Moin, feierwütige Hamburger*innen – tickt ihr eigentlich noch ganz sauber?

Ein Glas fliegt durch die Luft, die Flüssigkeit tritt schwungvoll heraus

Credit: Adam Niescioruk I Unsplash

Hamburger*innen, wir müssen reden!

Wisst ihr, ich liebe diese „Sonntagfrüh-Spaziergänge“ mit meinem kleinen Doggy an der Alster sehr. Ziemlich still und friedlich ist es da meist, wenn ich gegen halb acht den Mühlenkamp entlang zur Alster laufe und dort auf viele freundliche Begegnungen mit Läufer*innen, Hundebesitzer*innen und Spaziergänger*innen hoffen darf. Der Weg an der Alster ist wunderschön, die Wasservögel ziehen ruhig ihre Bahnen, mit Glück summt eine Biene, die Luft noch frisch und klar. Alles in allem eine der schönsten Strecken, die ich kenne. Jedes Mal überkommt mich Dankbarkeit über dieses schöne Fleckchen Stadt.

Gestern Morgen allerdings: pures Entsetzen. Der Mühlenkamp, quirlige Ader eines der besser gestellten Stadtviertel der ohnehin nicht gerade armen Stadt Hamburg, erstickte in Müll. Die pittoreske Mühlenkamp-Brücke habe ich zuletzt Silvester so vermüllt gesehen! Hunderte Zigarettenstummel, Glasscherben, haufenweise Flaschen und Gläser säumten den gesamten Weg bis hin zur Alster. Nicht selten findet man auch volle Weingläser und halb geleerte Champagnerflaschen am Straßenrand – Geschmack zeigt man hier im Viertel wohl selbst beim Müll. Der Alsterweg, ein trüber Zeuge nächtlicher Gelage.

Versteht mich nicht falsch, Lebenslust und Freude am Sommer, am Zusammensein und wieder ein bisschen durchdrehen können, das sei unbedingt gegönnt.


Nicht aber die mit purer Unachtsamkeit, bloßem Egoismus und ausufernder Bequemlichkeit einhergehende totale Verschmutzung der Straßen und Parks. Und genau die habe ich an diesem Sonntagsmorgenspaziergang vorgefunden: Plastikbecher, Strohhalme, leere Flaschen, volle Flaschen, leere Bierfässer, zertretene Zigarren, alle paar Meter zerrissene Papiertüten des Lieferdienstes Gorillas, Hunderte und Hunderte von Zigaretten und die dazu gehörenden leere Verpackungen, Styropor-Boxen und zerrissene Alufolie, Essensreste und Papiertaschentücher – und zur Krönung und offen herumliegend: ein Tütchen Marihuana.

Alkoholflaschen stehen aufgereiht an einer vermüllten Straße

Credit: Artem Labunsky I Unsplash

Mit Verlaub: Ich erkenne Stil nicht am Preis der achtlos weggeworfenen Reste einer 50€-teuren Cohiba, sondern daran, dass man seine mitgebrachten Rauchutensilien sowie seine entleerte Hennessy-Flasche einsammelt und entsorgt.

Die Stadtreinigung ist NICHT für die Beseitigung der Müllberge verantwortlich. Sondern einzig und alleine der/die Verursacher*in. Tatsächlich kostet alleine das achtlose Wegschnipsen einer Kippe bereits Bußgeld. Die MOPO hat nun schon einige Male von den ausufernden Partys im Hamburger Stadtpark berichtet. Sicher, auch ich wäre mit 17 vielleicht Teil der Party gewesen, aber ganz sicher nicht Teil der Vermüllung. Alleine 16 „Saubermänner“ der Hamburger Stadtreinigung mussten den Stadtpark vom Müll befreien. Das ist so weder vorgesehen noch in Ordnung.

Wenn also die Reinigung nicht hinterherkommt, was passiert zwischenzeitlich mit dem Müll? Flaschen kippen um und leeren den Inhalt einfach so auf den Boden. Verirrte Insekten und auch Bienen, die wir sonst aufwändig versuchen zu schützen, fliegen in die Flaschen oder trinken den Inhalt und sterben. Kinder greifen in Scherben, Fahrradfahrer fahren durch und ärgern sich über kaputte Reifen. Plastikteilchen fliegen in die Gewässer und werden durch die Flüsse ins Meer transportiert. Dort werden sie von Vögeln oder Fischen gefressen oder an den Nachwuchs verfüttert, und sterben nicht selten elendig daran. Sehr problematisch sind Zigaretten-Stummel. Sie vergiften Boden und Wasser-Mikroorganismen in unseren Gewässern mit hochgradig giftigen Inhaltsstoffen wie Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Und nicht zu vergessen: Nikotin. Es ist laut Gefahrenstoffrecht mit langfristiger Wirkung auch giftig für Wasserorganismen. (Quelle: Quarks). Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verschmutzen pro Jahr 680.000 Tonnen weggeworfene Zigarettenkippen unseren Planeten. Das entspricht dem Gewicht von 2.280 Airbus 380 Flugzeugen! Sogar im Pack-Eis der Arktis scheinen die Kippen angekommen zu sein. Tiere, die liegengebliebenes Marihuana fressen, erleiden Vergiftungserscheinungen. Werden von ihnen Essensreste oder im schlimmsten Fall Teile der Verpackungen gefressen, können gefährliche Darmverschlingungen auftreten.

Dabei ist es so wahnsinnig einfach, sich anständig zu verhalten und dankenswerterweise haben es auch einige begriffen: Meinen Müll sammle ich auf und bringe ihn zum nächsten Mülleimer. Ist dieser voll, gehe ich zur nächsten Straßenkreuzung oder Bushaltestelle, wo es auch immer noch einen Mülleimer gibt. Für alle, die das dennoch nochmal nachlesen müssen, hat die Stadtreinigung hier alles noch mal aufgeschrieben.

Es wäre wirklich schön, wenn Menschen öfter ihren Verstand einschalten würden. Der Planet wäre so ein viel besserer Ort.

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