Nachhaltig Leben für Einsteiger*innen: Sieben Tipps, den digitalen CO₂-Fußabdruck zu verkleinern

Eine Frau sitzt in einem Korbsessel und hat ihr MacBook auf den Knien

Viele Menschen, die nachhaltiger leben möchten, denken vor allem erstmal an analoge Bereiche wie Mobilität, Konsum oder Energie – also zum Beispiel weniger oder gar nicht mehr fliegen, bewusstes Einkaufen und das Licht auszumachen. Das ist auch ganz richtig! Aber fast unbemerkt hat sich auch unser digitales Leben mit Wearables, Smartphones und Streaming zu einem echten Klimaschwein entwickelt.

Laut „The Shift Project“ hat die Nutzung digitaler Technologien zu einem rapiden Anstieg der weltweiten Treibhausgas-Emission geführt: Sie sind für vier Prozent der Treibhausgase verantwortlich, das ist so viel wie alle Autos und Motorräder zusammen! Ich habe aus diesem Grund bspw. mit Instagram Schluss gemacht. Soweit musst du aber gar nicht gleich gehen. Hier kommen einfache Tipps für Einsteiger*innen, um den persönlichen digitalen CO₂-Fußabdruck zu verkleinern.

You’ve got Mail, baby

Unsere beruflichen wie privaten Mail-Eingangsboxen quellen über von „CC“-Antworten, Newslettern und überflüssige Mails mit nur einem kurzen Satz oder einer Frage. Schon eine kurze Mail verbrät vier Gramm CO₂-Äquivalent. Wer also am Tag viele Mails versendet und empfängt, hat im Laufe eines Arbeitstages unbewusst die Bilanz eines mehrere Kilometer fahrenden Autos erreicht! Was für ein Irrsinn, dass die Post nun Kunden vorab via Mail über eine Briefsendung informieren will. Also: tu was gegen die Klimaverschmutzung via Mailverkehr und lösche erstmal alle nicht benötigten Newsletter-Abos. Vereinbare mit deinen Kollegen, dass nicht immer alle auf alles in Rundmails antworten müssen. Statt den Kollegen via Mail zu fragen „Ist dann alles klar?“ stehst du einfach auf und gehst zu ihm ins Büro. Schon hast du viel fürs Klima getan.

Netflix & Chill: Warum Streaming klimaschädlich ist

Alleine das Bereitstellen von Onlinevideos ist energieintensiv. Die Serverfarmen, die dafür nötig sind, müssen mit Energie versorgt und gekühlt werden. Hinzu kommen unterschiedliche Kabelverbindungen wie Glasfaserleitungen, Ethernet-Kabel und WLAN (bald auch 5G), die für die Übertragung sorgen. Jeder dieser Schritte frisst Energie und verursacht CO₂-Emissionen. Im Jahr 2018 setzen Onlinevideos dadurch und durch das Streaming mehr als 300 Millionen Tonnen CO₂ frei – das ist mehr als der gesamte CO₂-Ausstoß Spaniens. Alleine Video-on-Demand-Services wie Amazon Prime und Netflix verursachen so viel CO₂, wie der gesamte Staat Chile – rund 100 Millionen Tonnen. Besser mal abschalten oder mal wieder eine DVD einlegen!

Strom und Energie bei dem digitalen CO₂-Abdruck

Alle deine Geräte sollten, sobald sie aufgeladen sind, vom Strom genommen werden. Auch die Aufladegeräte sollten aus der Steckdose gezogen werden! Wenn du schon dabei bist, kannst du auch mal den Strombedarf einzelner Apps auf dem Endgerät prüfen und ggf. Apps deinstallieren. Umso länger hält auch dein Akku.

Eine Frau sitzt auf ihrem bett und hat ihren rechner auf dem Schoß, in der Hand einen Kaffee

Credit: Sincerly Media/Unsplash

Warum man Ecosia als Suchmaschinen nutzen sollte

Jede Suchanfrage im Internet verursacht CO₂ – um die 407 Megatonnen jährlich und die Zahlen steigen. Grund genug, auch mal andere Suchmaschinen zu probieren. Ecosia setzt zum Beispiel auf Klimaneutralität durch Bäume – nach rund 45 Suchanfragen wird ein Baum gepflanzt. Da kommt eine Menge zusammen: seit Gründung 2009 über 100 Millionen Bäume!

Ein Smartphone liegt auf dem Tisch, auf dem Display erkennt man Spotify, es steht für den hohen Ausstoss an CO2 beim Musikstreaming

David Svihovec I Unsplash

Umweltzerstörung durch Musikstreaming

Beim Musikstreaming sieht es nicht anders aus. Dabei könnte man doch eigentlich davon ausgehen, dass das haptische Produkt mit der Kunststoff-CD, der Plastikverpackung und dem gedruckten Booklet mehr Ressourcen vernichten würde. Forscher der Unis Glasgow und Oslo haben allerdings das Gegenteil bewiesen. So ist das Treibhauspotenzial um bis zu 100 Prozent höher als noch in den 2000er-Jahren. Der Grund: Immer mehr Menschen hören immer öfter Musik. Und das kostet Energie.

Klimabilanz von E-Books vs. gedrucktes Buch

Hier ist die Sachlage nicht ganz so klar. Der Reader an sich ist erst mal der Klima-„Bösewicht“. Gleichwohl verschlingt auch das gedruckte Buch viele Ressourcen in Herstellung, Logistik und Vertrieb. Das macht sich vor allem bei Vielleser*innen wie mir bemerkbar: Wer mehr als zehn Bücher pro Jahr liest, sollte besser E-Books, statt der gedruckten Versionen kaufen. Dann dreht sich nämlich langsam die Ökobilanz zugunsten des E-Books, da Herstellungs- und Transportaufwand der Bücher anfängt, den des E-Readers zu übersteigen. Alternativ kann man natürlich bevorzugt Bücher tauschen oder gebraucht kaufen.

Minimalismus auf dem Desktop – Schließt die Tabs!

Auch Tabs verbrauchen Strom. Gewöhne dir also besser an, die nicht benötigten Tabs und Mails zu schließen. Das sorgt auch für eine bessere Konzentration. Wenn du es dir erlauben kannst, macht es sogar Sinn, das E-Mail-Programm für einige Stunden zu schließen und nur bei Bedarf zu öffnen.

Glaubt mir, auch ich mache nicht immer alles perfekt und muss mich immer wieder daran erinnern, mich auch digital ordentlich zu benehmen. Und überhaupt: bislang habe ich den Blog nicht klimaneutral geführt. Aber jetzt! Denn durch diesen Post bin ich nochmal drauf gestoßen, dass ja auch durch den Blog Emissionen entstehen. Deshalb errechnet mir nun Entega mein durch den Blog freigesetztes CO₂ und ich gleich es durch eine Ablasszahlung aus. Perfekt!

 
 

New Kid on the Block: ChatGPT und CO₂

Edit: Wir schreiben das Jahr 2025. Der Blogpost ist jetzt schon fünf Jahre alt. Und wir seit zwei Jahren auf ChatGPT. Menschen fragen Chatti alles. Von unangenehmer Instagram-Lyrik für Influencer*innen zu wissenschaftlichen Arbeiten, Hausaufgaben, Lehrpläne, Artikel, Stellenbeschreibungen.

Chatti wird wirklich für jeden Dreck benutzt. Und das verursacht viel Dreck: Allein das Trainieren des Sprachmodells, auf dem ChatGPT basiert, habe laut einer Studie von Google und der Universität Berkeley etwa 550 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) ausgestoßen. Quelle: Utopia. de

Eine Person gibt etwas in das Suchfeld von ChatGPT ein, es soll zeigen, wie umweltschädlich ChatGPT ist

Berke Citak I Unsplash

Ich habe ChatGPT gefragt, was Sam Altman tut, um ChatGPT nachhaltiger zu gestalten – hier die Antwort:

Das ist eine sehr gute Frage — und tatsächlich beschäftigen sich auch die Entwickler*innen von OpenAI damit, den Energie‑ und CO₂‑Fußabdruck ihrer KI‑Systeme zu reduzieren. Ich gebe dir hier einen Überblick, was bekannt ist — aber auch, wo noch offene Fragen bestehen. Hier sind einige der besten verfügbaren Daten zur Umweltbilanz von OpenAI – dabei ist aber wichtig zu betonen: Viele Angaben sind Schätzungen oder basieren auf Sekundäranalysen, da OpenAI nicht vollständig alle Daten veröffentlicht.

Was wir konkret wissen

• Ein unabhängiger Überblick besagt: Eine typische Anfrage (Inference) mit dem Modell GPT‑4o verbraucht etwa 0,30 Wattstunden (Wh) und erzeugt dabei ca. 0,13 g CO₂‑Äquivalent (bei globalem Durchschnittsstrommix) – laut Analyse von Devera. (devera.ai)

• Laut OpenAI bzw. CEO Sam Altman wurden im Juni 2025 Werte genannt: „~0,34 Wh pro Anfrage“ und Wasserverbrauch ~0,000085 Gallonen (≈0,32 ml) pro Anfrage. (Sify)

• Für das Training großer Modelle: Die Ausbildung von Modellen in der Größenordnung von GPT‑3 (175 Milliarden Parameter) wurde auf etwa 1.287 Megawattstunden geschätzt und ca. 552 Tonnen CO₂‑Äquivalent erzeugt. (euronews)

Was ist nicht klar bzw. noch offen

• Es gibt keinen umfassenden offiziellen Bericht, der genau die jährlichen Gesamt‑CO₂‑Emissionen von OpenAI inklusive Training + Betrieb + Infrastruktur offenlegt. Analysen weisen darauf hin, dass die Daten nicht ausreichend transparent sind. (Axios)

• Der Strommix (Anteil Erneuerbarer Energien), Kühltechnik, Hardware‑Lebenszyklus (Herstellung, Entsorgung) etc. sind oft nicht detailliert aufgeführt – all das beeinflusst den tatsächlichen CO₂‑Fussabdruck stark.

• Viele Schätzungen beruhen auf Modellannahmen (z. B. durchschnittliche Tokenzahl pro Anfrage, Modellversion, Nutzungshäufigkeit), wodurch die Bandbreite sehr groß ist.

• Mit fortschrittlicheren Modellen (z. B. GPT‑5) wächst laut Forschung der Energieverbrauch pro Anfrage erheblich – z. B. bis zu 33 Wh oder mehr bei längeren/komplexeren Prompts. (arXiv)

🔍 Mein Fazit

Ja – OpenAI hat Fortschritte gemacht, was Effizienz und Energieverbrauch pro Anfrage angeht. Die Angaben von ~0,3 Wh pro Anfrage zeigen: Die einzelnen Nutzungsvorgänge sind relativ „klein“.
Aber: auf Gesamt‑Skala (Milliarden Anfragen, Trainingszyklen, Infrastruktur) kann der ökologische Fußabdruck trotzdem beträchtlich sein – und ohne vollständige Transparenz bleibt ein gewisser Unsicherheitsbereich.


Gewisser Unsicherheitsbereich? So, so. Ich persönlich nutze ChatGPT selten. Weil ich mein Gehirn selber anstrengen mag und Dinge selber herausfinden möchte. Dennoch, auch ich habe schon damit gearbeitet. People, always think twice.

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Psoriasis, Rosacea, Dermatitis – wie mir Body Positivity trotzdem gelingt

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Nachhaltig leben – Vier wichtige und einfache Tipps für Einsteiger