Alltag mit Burnout und Chronischer Erschöpfung – Die guten Zeiten sind vorbei

Eien Frau liegt auf dem SOfa, man sieht nur ihre Arme über die Lehne hängen

Credit: Zoe I Unsplash

Allein dieser Text sagt viel über meinen derzeitigen Alltag aus, denn ich will ihn schon seit Wochen schreiben. Ich komme aber nicht dazu und das liegt nicht an fehlender Zeit – ich bin mit meinem heftigen Burnout mittlerweile Erwerbsunfähig berentet und Zuhause. Das liegt an eben jener chronischen Erschöpfung, die einfach kein normales Leben mehr zulässt. Stichwort: Müde, immer müde.

Kaum eine/r kann sich das so richtig vorstellen, mit dem ich darüber spreche. Seien es Familienmitglieder oder Freund*innen, lose Bekannte oder durchaus auch Ärzt*innen; du kannst die Erschöpfung nicht nachweisen oder präsentieren, wie einen fehlenden Arm oder eine OP-Narbe. Menschen, die eng um mich rum sind, die sehen, wenn die Erschöpfung eintritt, wie der Blick sich verliert und ich immer müder werde.

Wie also sieht so ein Alltag aus, mit Burnout und einer Erschöpfung, die einen dazu zwingt, mittags zu schlafen und um acht ins Bett zu gehen?

 

Morgens yay, abends nay

Morgens nach dem Aufstehen gibt es so ein kurzes Zeitfenster von ungefähr ein bis zwei Stunden, in denen ich mich wacher fühle. Wacher, weil ich mich seit vielen Jahren nicht mehr „wach“ gefühlt habe. Ich kenne kein wach und ausgeruht, kein energiegeladen mehr. Das war früher ganz anders, ich war eher der lebendige Typ. Und heute? Heute rutscht spätestens ab halb zehn, zehn wieder die Energie in den Keller. Und was habe ich nicht bereits alles ausprobiert, um dagegen zu wirken! Ich habe so viel Geld verblasen, wenn etwas Heilung versprach. Sei es die Ernährung umstellen – und zwar auf jegliche erdenkliche Weise – Yoga am Morgen, kalt duschen, viel Kaffee, gar kein Kaffee – Low Carb am Morgen, High Carb am Morgen, nichts hilft. Gähn!

Und trotzdem ist der Morgen mein Freund, hier fühle ich mich noch motiviert, plane meinen Tag und hake meine To-dos ab. Ich bin permanent zu Hause, aber langweilig wird mir nie. Der Haushalt plus Kind, plus Hund, mehr Herausforderung brauche ich nicht. Wenn ich dann noch ein paar wenige Stunden in der Woche bloggen kann, dann ist das eine gute Woche. Ärzt*innen-Termine, Therapie, Termine für das Kind – das schlaucht und das bekomme ich so eben noch hin. Allerdings auch das nur mit Einschränkungen: Termine mittags? Auf gar keinen Fall. Denn ab 11 Uhr werde ich so müde, dass ich das Gefühl habe, ich falle gleich ins Koma. Ich muss also immer einen Mittagsschlaf einplanen. Ohne den geht es mir ab nachmittags so schlecht, dass ich nicht nur weinen möchte, ich habe einen brennenden Kopf und kann mich schlicht nicht mehr konzentrieren. Mehr als zwei Termine pro Woche gehen ebenfalls nicht, weil ich mich dann die nächsten Tage darauf einstellen kann, umso müder zu sein. Yawn!

Eine Frau liegt auf einer Yogamatte, sie hat ein Augenkissen auf den Augen

Credit: Anton Shuvalov I Unsplash

Geliebte Burnout-Abendroutine

Yoga-Routine, das kann doch jede/r. Ich habe eine Burnout-Routine! Gegen 17h beginnt für mich tatsächlich der Abend. Ich sehe zu, dass ich bis 18h gegessen habe und plane entweder eine Yin Yoga Session vor dem Schlafengehen, eine leichte Sporteinheit oder eine Wanne, mit einer entspannenden Gesichtsmassage, ein. Das mache ich, um mein Monkey Mind, meinen rasenden Geist zur Ruhe zu bekommen und möglichst gut schlafen zu können.

Idealerweise schaffe ich es, um acht Uhr die Schlafzimmertür hinter mir zuzuschließen. Dann gibt es entweder noch Yoga, oder ich kann schon ins Bett. Und kann ist wirklich wörtlich gemeint, da ich so durch und ausgelaugt bin, dass das Bett mein Safe Space ist, das mir endlich Linderung verschafft. Meine Routine inkludiert wirklich in jeder Lebenslage: Lesen. Lesen schafft mein Gehirn, mal mehr, mal weniger gut, aber immer um die zwei Stunden. Als ich noch fresh und lebendig war, habe ich sogar gelesen, wenn ich angetütert aus einem Club kam. Lesen ist mir heilig und bringt mich unheimlich gut runter. Beim Schlafen und auch schon beim Lesen hilft mir zudem meine Gravity Therapiedecke enorm. Ich fühle mich darin wirklich geschützt und schlafe am liebsten mit ihr.

Was mir aber auch beim Schlaf hilft, ist mein Doggy, denn der schläft nicht nur mit mir, sondern super-eng am Körper dran und zumindest für mich ist er der Healer schlechthin.

Meinen Schlaf tracke ich mit meiner fitbit. Ich schlafe meistens okay bis manchmal sogar gut, ein sehr gut habe ich noch nie geschafft und ich werde oft nachts wach. Aber ausgeruht bin ich morgens nie. Wenn um sieben der Tag beginnt, beginne ich mit einer kurzen Yoga-Sequenz im Bett. Gehe die Beine kalt abduschen und wandere zum Frühstück der Saison. Was immer die Wissenschaft gerade sagt, ich probiere es aus.

Was mir hilft, durch den Tag zu kommen

Ich habe mich tief eingelesen, was die Themen Burnout, Erschöpfung, Mitochondrien und Ernährung, sowie das Feld aller Felder, die Achtsamkeit angeht. Und verdammt nochmal, alles kann ich anwenden und einsetzen, bis auf die Achtsamkeit. Schließlich bin ich ein Achtsamkeitsidiot. Tatsächlich nehme ich mir jeden Monat aufs Neue vor, mich hinzusetzen und zu meditieren, zur Ruhe zu finden und Entschleunigung in den Alltag zu bringen. Ich habe gleich zwei MBSR-Kurse besucht (Mindful Based Stress Reduction). Und finde trotzdem nicht gut zur Ruhe. Dabei ist eines der Burnout Syndrome die Antriebslosigkeit. Die bei mir in den ganzen Jahren Burnout noch nicht einen Tag lang angeschlagen hat.

Mein Antrieb reicht leider immer noch für zwei, manchmal auch für drei. Ich bin also immer erschöpft und trotzdem renne ich dagegen an. Was natürlich umso erschöpfender ist.

Hausaufgaben für Burnout-Erkrankte

Also habe ich die Hausaufgabe der Therapeutin, mich jeden Tag hinzusetzen und mal hineinzuspüren, was da so los ist. Ohne Bewertung und auch nur an der Oberfläche. Und das ist so schwer! Lieber stelle ich die gesamte 100qm Bude auf den Kopf und putze jede Ecke. Na, wem kommt’s bekannt vor?

Aber es ist der Schlüssel, denn alle anderen Burnout-Ratgeber-Tipps beherrsche ich aus dem Effeff und wende sie auch lehrbuchmäßig an, wenn auch ohne spürbare Erfolge:

  • Eine gute, ausgewogene, frische Ernährung

  • Tägliche Spaziergänge und leichter Sport

  • Selbstfürsorge in Form von bewusster Zeit für sich, Grenzen setzen, Achtsamkeit im Alltag praktizieren

  • Kreative Hobbys (Hallo, junieundich!)

  • Eine gute Schlafhygiene

Check, Check und nochmal Check. Viele Menschen, die ich auf Reha kennengelernt habe, waren erstaunt, welche Wirkung das alles auf sie hatte. Und auch ich weiß ja gar nicht, wo ich wäre, wenn ich all das nicht praktizieren würde. Meine Erschöpfung sitzt aber leider noch tiefer. Viel tiefer.

Warum Sport mir bei meinem Burnout nicht guttut

Wenn ich von Sport rede, meine ich herausfordernden Sport. Power-Yoga, HIIT Workouts, Gerätetraining. Sobald ich etwas mache, was meinen Körper wirklich fordert, ist dieser überfordert und reagiert mit psychosomatischen Symptomen. Schulterschmerzen, Knieprobleme, Erkältung, Rückenschmerzen, alles schon gehabt, alles direkt nach körperlicher Anstrengung. Nicht jeder Mensch ist gleich, vielen Depressions- und Burnout-Erkrankten hilft Sport enorm. Alles wissenschaftlich gut untermauert.

Bei mir ist das System so bodenlos im Eimer, dass jede Anstrengung zur Überlastung führt. Aber: es gibt ja auch leichten Sport. Und der wiederum tut mir massiv gut. Während also andere Gewichte stemmen oder HIIT treiben, mache ich – ich liebe sie! – Gabi Fastner Seniorengymnastik. Gabi ist der Hit und hat wirklich für jede Körperform, jedes Bedürfnis und jeden Fitnessgrad das passende Training. Ich bin auch brav Steady Abonnentin von Gabi. Das muss sein. Hinzu kommt leichtes Yoga, Spazierengehen und Radfahren. Das reicht, und das muss auch reichen. Denn mehr geht nicht.

Social Life? Da war mal was

Ich habe tatsächlich kaum Sozialleben mehr. Als ich es im April gewagt hatte, mich abends mit meiner wunderbaren Freundin Verena zum Essen und Lesung zu treffen (davor war ich monatelang abends nicht unterwegs) und dann auch noch am darauffolgenden Samstag zu einem Geburtstag eingeladen war, hat mich das so mitgenommen, dass ich jetzt seit sechs Wochen eine Magenschleimhautentzündung habe. Allein nach den Treffen brauchte ich drei Tage, um mich zu regenerieren. Zusammentreffen mit Menschen sind schön, aber mehr als zwei Stunden schaffe ich das nicht, ich merke geradezu, wie meine Nerven blank liegen und mein Hirn sich mit Watte füllt.

Vielen Burnout- und anderweitig psychisch-Erkrankten geht es aber sowieso so wie mir: Einige Freundinnen haben sich schon während der ersten Phase der Erkrankung verabschiedet. In der Not erkennt man immer, wer wirklich zu einem steht. Sei es in der Familie, in Partnerschaften oder bei Freunden: Nicht wenige Erkrankte berichten davon, wie man sich von einem abgewandt hat. Das ist okay so. Viel wichtiger sind sowieso die Personen, die in deinem Leben bleiben. Das sind die echten, belastbaren Freundschaften, Familienangehörige oder Partner*innen!

Verzicht auf Medienkonsum

Ich habe seit vier, fünf Jahren kein Instagram mehr und nutze Facebook nur, um bestimmte Blogposts zu bewerben. Einzig Pinterest, das freundliche und inspirierende Pinterest und YouTube nutze ich. Und seit Beginn des Jahres habe ich erstmals in meinem Leben aufgehört, Onlinemedien oder Nachrichtenmagazine zu lesen. Auch Tagesschau gibt es bei mir nicht mehr. Warum? Ich liebe gute Medien, arbeite seit über zwanzig Jahren ja selber in der Medienbranche. Aber das Gebrüll da draußen, diese Hetze, oder die Jagd nach den größten Clickbait-Headlines, das saugt mich so aus. Krieg, Krisen, die fehlgeleiteten Diskussionen über die Aktionen der Letzten Generation – das macht mich wütend, lässt mich hilflos zurück und strengt mich an. Auf meiner Road to Heilung ist das also toxisch. Und so habe ich einfach Schluss gemacht. Ich unterzeichne immer noch täglich relevante Petition, spende Geld an politische Institutionen und Vereine und lasse mir vom Mann die allerwichtigsten News berichten, aber alles andere existiert in meiner Welt gerade nicht. Tut gut.

Die good night Tropfen von kruut

Favoriten bei Burnout: Welche Produkte mir helfen

Das ist keine Aufforderung zum Konsum, das sei gleich gesagt. Es soll lediglich Einblick in meinen Alltag geben und was mir so hilft. Letztlich reicht eine Tee-Zeremonie, um sich runter zu bringen, das kann ganz individuell sein! Bei mir haben sich aber folgende Produkte bewährt:

Noise-Cancelling-Kofphörer

Meine sind von Sony und sie haben mir vor allem in meiner alten Wohnung buchstäblich das Leben gerettet. Wenn ich heute aus dem Haus gehe, setze ich sie auf, nicht immer, um Podcasts oder Hörbücher zu hören, sondern um mich von der Welt abkoppeln zu können, denn sie schlucken wirklich viel Geräusche. Und die sind in der Großstadt Hamburg wirklich enorm. Und laute Geräusche? Die sind purer Stress.

Ätherische Öle

Die Sprays von Primavera begleiten mich ebenfalls schon lange. Zum einen liebe ich das Yoga-Flow-Spray, das ich vor jeder Yoga-Praxis nutze und auf dessen Geruch ich bereits konditioniert bin & zum anderen nutze ich jeden Abend das Kissenspray mit Lavendel. Ebenfalls eine Kondition, die mir guttut.

Nahrungsergänzungsmittel

Immer (!) erst mal checken, ob wirklich was fehlt, Blut bei Ärzt*innen bestimmen und sich beraten lassen. Aber auch gerne hinterfragen und selber recherchieren. Aber wenn es um Erschöpfung geht, dann kann ich dieses Präparat empfehlen: Mito Support Ultra Anti-Fatigue Komplex. In den vielen, vielen Büchern, die ich zu diesem Thema gelesen habe, werden immer wieder bestimmte, essentielle Wirkstoffe angesprochen, die hier allesamt enthalten sind. Von den B-Vitaminen, die sowieso sehr wichtig sind, zu Q10, zu Querectin und noch so vielem mehr.

Gehört auch irgendwie dazu, die beruhigenden Good Night Tropfen von kruut. Wieder eine Art der Kondition. Melisse, Baldrian, Mohn, Passionsblume und Weißdorn beruhigen die Nerven und ehrlich gesagt, der enthaltene Alkohol auch. Ich trinke ja keinen Alkohol mehr, für mich wirkt das wie ein ordentlicher Schnaps (Aber eher eingebildet, denn auch Schwangere dürfen die Tropfen aufgrund des geringen %-Gehalts nehmen!). Hihi.

So, das war der schnelle Einblick in meinen Struggle, der leider ganz schön real ist. Ich gebe nicht auf, will und kann nicht akzeptieren, dass das jetzt mein Leben ist. Ich will wieder mehr Energie haben und ich will wieder arbeiten. Solange das aber noch nicht klappt, suche ich weiter, recherchiere und meditiere ich zwischendurch, um die Ruhe in mir zu finden. In diesem Sinne, ab aufs Meditationskissen!

Disclaimer: Das alles ist freiwillige Werbung und ich weise explizit darauf hin, ich habe keinen medizinischen oder therapeutischen Hintergrund.

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